Streit um Religionsunterricht

In Polen spaltet derzeit ein neuer Religionsstreit das Land. Zum Beginn des neuen Schuljahres haben die katholischen Bischöfe Polens ihre Forderungen nach häufigerem Religionsunterricht erneuert. Nach Ansicht des Posener Erzbischof Stanislaw Gadecki, sollte dieser mindestens so oft stattfinden, wie Unterricht in Mathematik. Zudem will die Kirche durchsetzen, dass Religion ein Abitur-Pflichtfach wird. Auf Widerspruch stößt sie damit vor allem bei linken Politikern, die statt dessen mehr Alternativen zur Religion, wie beispielsweise ein größeres Angebot an Ethikunterricht verlangen. „Am besten wäre es, wenn Religionsunterricht wieder in Kirchenräumen (auf freiwilliger Basis) angeboten würde“, kritisiert Joanna Senszyn von der Linkspartei SLD, die bisherige Regelung, während einer Diskussionssendung. Die Forderung, Religionsunterricht quantitativ naturwissenschaftlichen Fächern gleichzusetzen, findet sie absurd. „Es gibt bestimmte Mythen, die oft dem Widersprechen, was die (Natur-)Wissenschaft lehrt.“ Andrzej Jaworski, von der nationalkonservativen Oppositionspartei PiS, droht dagegen damit, dass Kinder die sich für Ethik, statt für Religion entscheiden, keine Kommunion oder kirchliche Hochzeit feiern könnten. Das jedoch stimmt so nicht, da auch in Polen die Besucherzahlen bei Gottesdiensten, außerhalb der Feiertage, sinken und deshalb jeder Erwachsene problemlos Taufe oder Kommunion nachholen kann, wenn er dies wünscht.