US-Regierung veröffentlicht Katyn-Akten

Das während des zweiten Weltkrieges 1940 statt gefundene Massaker in Katyn, hat über lange Zeit die Beziehungen zwischen Polen und Russland belastet. Es fand im Frühjahr 1940, auf den Befehl Josef Stalins hin statt. Er hatte angeordnet, alle „Nationalisten und konterrevolutionäre Aktivisten“ in den von Russland zeitweise besetzten Gebieten Polens zu exekutieren. Bis heute ist nicht ganz klar, wie hoch die Zahl der Todesopfer ist, doch unstrittig ist, dass sie zwischen 22.000 und 30.000 Menschen liegt. Jahrzehntelang wurde die deutsche Wehrmacht für das Massaker verantwortlich gemacht. Erst 1990 gestand die russische Regierung erstmals die Schuld der damaligen Sowjetmacht ein. Alte Unterlagen, die genauere Informationen über die damals geheim gehaltene Aktion und ihre Opfer enthalten, wurden in den vergangenen Jahren teilweise von der russischen Regierung an Polen übergeben. Allerdings befinden sich wohl ebenso viele Dokumente über das Massaker in den USA. Dort war 1951 bis 1952 ein Ausschuss zur Untersuchung des Verbrechens in Katyn gegründet und in dessen Rahmen etliche Zeugen vernommen worden. Um Stalin in dieser Zeit nicht zu reizen, entschied der damalige US-Präsident, Franklin D. Roosevelt, die erhaltenen Informationen und Beweise zu vertuschen. Am 10. September wird die US-Regierung erstmals die damals zurück gehaltenen Dokumente im Internet veröffentlichen. „Das Interessanteste wird das, was Präsident Roosevelt und andere Präsidenten wussten, und wer sie über Katyn informiert hat und wie“, erzählt der polnische Vizeaußenminister, Boguslaw Winid, in einem Interview mit der „Gazeta Wyborcza“. Hoffentlich hilft die Veröffentlichung dabei, dass die betroffenen polnischen Familien mit der Vergangenheit abschließen können und sich eine neue, ehrlichere Beziehung zwischen Russland und Polen entwickeln kann.