Streit um Kruzifix im Parlament

Über dem Eingang des polnischen Parlaments, dem Sejm, hängt seit 14 Jahren ein Holz-Kruzifix, dass bei jeder Fernseh-Übertragung aus dem Parlament zu sehen ist. Janusz Palikot, der überraschende zehn Prozent bei der vergangenen Parlamentswahl für seine „Rebellenpartei“ erzielt hatte, kritisiert das religiöse Symbol, das über dem Parlament eines laizistischen Staates nichts zu suchen hat. Palikot: „Es gibt keinen Grund, dass sich das Kreuz dort befindet. Die Verfassung sagt klar, dass der Staat weltlich ist.“ Der Chef der Opposition PiS, Jaroslaw Kaczynski, argumentiert dagegen mit der Tradition Polens, die eng mit dem Kreuz verbunden wäre. Die Forderung Palikots, das Kreuz aus dem Parlament zu entfernen, bezeichnet er als „verrückte Ansicht“. Die polnischen Bischöfe reagierten dagegen mit starkem Protest und beriefen extra eine Sitzung des Episkopats ein, um ihre Reaktion auf die Kritik Palikots abzustimmen. Der Vorsitzende der Bischofskonferenz, Jozef Michalik, bezeichnete Palikot und seine Partei als „Kreuzgegner“, die ihre „Feinde töten“ wollten und eine „Ideologie des Hasses“ verbreiteten. Offenbar fällt es der katholischen Kirche in Polen schwer, die Trennung von Kirche und Staat zu respektieren. Das werden sie jedoch lernen müssen. Palikot gab bekannt, dass er notfalls vor das Gericht für Menschenrechte in Straßburg ziehen werde, um die Neutralität Polens in Religionsfragen garantiert zu wissen.