Polen privatisiert Kleinbetriebe

Nachdem die großen, regierungseigenen Konzerne und Institutionen privatisiert und verkauft wurden, um die Staatskasse zu füllen, plant die polnische Regierung, jetzt allmählich auch die Reste loszuwerden. Vor allem die kleinen und oft nicht sehr rentablen Firmen sollen schnell und möglichst lukrativ an den Mann, respektive den Unternehmer, gebracht werden. Diese stammen größtenteils noch aus sozialistischen Zeiten, in denen der Staat die Betriebe überwachte, die Geschäftsleitungen bevormundete und durch gefälschte Bilanzen und Statistiken viele Unternehmen ruinierte. Rund 300 dieser kleinen Firmen sollen jetzt verkauft werden. „Die Regierung sollte nicht in all diesen verschiedenen Wirtschaftszweigen tätig sein. In strategischer Hinsicht spielen sie keine Rolle“, erläutert der stellvertretende Finanzminister, Tomasz Lenkiewicz. „Manche Privatisierungen bringen Einnahmen, das hilft dem Haushalt. Andere Unternehmen sind in finanzieller Hinsicht in schrecklicher Verfassung. Nur wenn man für sie einen Investor findet, können sie gerettet werden.“ Da sich nicht immer Investoren für die teils maroden Firmen finden, verkauft die Regierung verstärkt Firmenanteile an die Mitarbeiter. Diese haben, um sich ihren Arbeitsplatz zu erhalten, ein größeres Interesse am Erfolg des Unternehmens. Subventioniert wird der Aktienverkauf durch den Staat teilweise durch die Abgabe der Aktien ohne Gebühren und die Möglichkeit der langfristigen Finanzierung bei Kauf. Angesichts der europäischen Schuldenkrise kommt auch auf die Art ein recht beträchtlicher Betrag zusammen, der den Finanzhaushalt des polnischen Staates entlastet. Rund 12,6 Milliarden Euro hat die Regierung, seit der Amtsübernahme von Donald Tusk 2007 inzwischen durch die Privatisierung eingenommen.