Die Polen wollen nicht mehr weg

Die Einwanderungswelle aus Polen in andere EU-Staaten ist vorbei, wie der polnische Botschafter bei seinem Besuch in Großbritannien erklärt. Als Grund gab der Botschafter die derzeit boomende Wirtschaft in Polen an. Seit dem Ende der Krise ist nicht nur die Zahl der Arbeitsplätze im Land gestiegen, auch die Bezahlung hat sich entscheidend verbessert. Seit dem Beitritt Polens in die EU, vor zehn Jahren, war eine wachsende Zahl an polnischen Arbeitern in die umliegenden EU-Länder migriert, um den wirtschaftlichen und infolge dessen sozialen Problemen Polens zu entkommen. Inzwischen hat sich die Situation jedoch grundlegend geändert. So gehörte Polen zu einem der wenigen Länder, die von den Folgen der Wirtschafts- und Finanzkrise Europas verschont blieben. Während andere EU-Staaten mit schweren finanziellen Schwierigkeiten zu kämpfen hatten, blühte die polnische Wirtschaft in den letzten Jahren auf. Parallel dazu verliert die Auswanderung immer mehr an Attraktivität. Während 2007 noch rund 88.000 Polen zum arbeiten nach Großbritannien zogen, waren es 2012 nur noch 29.000. Die aktuellen Statistiken für das vergangene Jahr liegen zwar noch nicht vor, doch Beobachter gehen davon aus, dass die Zahl weiter schrumpft.

Tusk schlägt Energieunion vor

Als Reaktion auf die gespannte Lage zwischen Russland und der Ukraine, hat der polnische Premierminister Donald Tusk vorgeschlagen, dass die EU eine Europäische Energieunion bilden sollte, ähnlich wie die Bankenunion. Damit könnte die EU sich von russischen Energie-Lieferungen unabhängig machen. Möglich wären beispielsweise eine zentrale Öl- und Gasversorgung, die Gas und Öl für alle 28 EU-Mitgliedsstaates gemeinsam kaufen. Auch eine Installation von Solidaritätsmechanismen, um bei Gasengpässen einzelner Länder einspringen zu können, wäre denkbar. „Grundsätzlich halte ich es für richtig, dass Europa sich besser abstimmt, um die Versorgungssicherheit zu erhöhen“, stimmt die Energieexpertin des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), Claudia Kemfert, den Vorschlägen Tusk’s zu. Den Aufbau einer Energieunion sieht sie allerdings skeptisch, da diese nicht so funktionieren könne, wie die Bankenunion. Außerdem sei es fraglich, ob eine Energieunion rentabel laufen kann, wie Moritz Bonn, einer der Energiepolitikexperten des Centrum für Europäische Politik, CEP erläutert: „Man muss ja wissen der Gasmarkt ist, anders als andere Märkte, Leitungsgebunden. Das heißt es sind wahnsinnig hohe Transaktionskosten nötig bei der Gasbeschaffung. Das ist auch logistisch ein wahnsinnig komplexer Aufwand. Dann ist eben auch die Frage, ist es überhaupt wünschenswert, dass es eine gemeinsame Einkaufspolitik gibt. Führt es nicht möglicherweise auch dazu, dass wir zum Beispiel auch wieder wichtige Infrastrukturprojekte innerhalb der EU, beispielsweise die Ausbau der transnationalen Leitungen, vernachlässigen. Weil wir diese Notwendigkeit in dem Maße nicht mehr verspüren.“

Brandenburg baut Zusammenarbeit mit Polen aus

Das Brandenburgische Umweltministerium hat bekannt gegeben, dass die Zusammenarbeit mit Polen ausgebaut werden soll. Das erklärte die brandenburger Umweltministerin, Anita Tack (Linke), anlässlich des Treffens mit Jaroslaw Rzepa, dem polnischen Vizemarschall der Woiwodschaft Westpommern. „Drei Millionen Euro wurden hier [bisher] in die grenzüberschreitenden Projekte investiert“. Damit wurde beispielsweise das neue Nationalparkhaus gebaut. Auch der Umbau des früheren Grenzhauses in Mescherin (Uckermark), wurde im Rahmen der bisherigen Zusammenarbeit finanziert. Auf deutscher Seite entstand bereits der erste von zwei geplanten Naturbeobachtungstürmen, im Wert von 240.000 Euro. Die Nationalpark-Partnerschaften schließt auch touristische Unternehmen mit ein, die eng mit den Behörden des Nationalparks zusammenarbeiten, um den Schutz der Tier- und Pflanzenwelt im Odertal zu gewährleisten. Weitere mögliche Projekte für den Ausbau der Zusammenarbeit beim Tourismus und Naturschutz im Odertal, werden derzeit von deutschen und polnischen Landespolitikern ausgelotet.

Medizin in Polen studieren

Die Anerkennung aller Studienabschlüsse innerhalb der EU, hat noch weitere Folgen, als nur die Erleichterung eines grenzüberschreitenden Umzuges. Inzwischen arbeiten nicht nur häufiger Ärzte aus Osteuropa in Deutschland, auch nutzen immer mehr Deutsche die Chance, um in anderen Ländern beispielsweise Medizin zu studieren. In vielen Ländern Osteuropas, wie in Bulgarien, Rumänien oder Polen, ist das Medizinstudium ohne die hier oft nötige Wartezeit möglich. Zudem ist der Standard der Ausbildung dort ebenso gut wie hier, auch wenn die Ausstattung der Lehrkrankenhäuser nicht immer auf dem neuesten Stand ist. Mittlerweile ist die Auswanderung deutscher Studenten so umfangreich, das man schon von einem Trend sprechen kann. Wer in Deutschland Medizin studieren will, muss hohe Hürden überwinden. Auf jeden angebotenen Studienplatz kommen rund fünf Bewerber. Selbst mit einem Notendurchschnitt von 1,2 hat man da oftmals kaum eine Chance. Gleichzeitig herrscht in Deutschland ein so großer Ärztemangel, dass die Nachfrage nur mit zusätzlichen Fachkräften aus dem Ausland befriedigt werden kann. Inzwischen haben auch erste Unternehmer diese Marktlücke erkannt. So gibt es mehrere Vermittlungsunternehmen, die sich auf Studienangebote in Osteuropa spezialisiert haben. Seit Anfang des Jahres haben sich allein bei der Firma „StudiMed“ 1500 Bewerber gemeldet. „Die Zulassungsentscheidung läuft nicht über uns, sondern über die einzelnen Universitäten, aber wir wissen ungefähr, wonach die Universitäten auswählen. Das ist der Grund, warum wir bisher jedem Bewerber einen Studienplatz ohne Ausnahme besorgen konnten“, erläutert der 22-jährige Jungunternehmer, Hendrik Loll. Unterstützt werden die Bewerber nicht nur bei der Suche nach einem Studienplatz. Auch bei der damit verbundene Wohnungssuche, oder Kontoeröffnung, hilft StudiMed. Allerdings ist die Vermittlung nicht billig. Bis zu 10.000 Euro wird an Vermittlungsprovision fällig, weshalb der Service vorrangig von Kindern mit gutsituierten Eltern in Anspruch genommen werden kann. Doch StudiMed ist nur eine von vielen Möglichkeiten, für einen Studieneinstieg im Ausland. Beherrscht ein Abiturient die Sprache seines gewählten Studienlandes, ist der Umweg über ein Vermittlungsbüro nicht nötig. Ein Grund mehr, das Eltern verstärkt auch das erlernen von Osteuropäischen Fremdsprachen bei ihren Kindern fördern. Denn nicht nur im Medizinbereich eröffnen sich dadurch vielfältige Ausbildungsmöglichkeiten.

Regierung forciert AKW-Bau

Wie die polnische Regierung bekannt gab, verfolgt sie ihren Plan, zwei Atomkraftwerke in Polen zu bauen, um den wachsenden Energiebedarf zu decken. Schon 2024 soll das erste Kraftwerk, nahe Danzig, fertig sein. Die Fertigstellung des zweiten Werkes ist für 2030 geplant. Jetzt wurde vom polnischen Ministerrat ein nationales „Kernenergieprogramm“ verabschiedet. Damit steht weitestgehend fest, dass der erste Reaktor 400 Kilometer von Berlin entfernt, im Ort Zarnowiec stehen wird. Die Pläne hatten bereits vor zwei Jahren in Deutschland für Bedenken gesorgt, da bei einem möglichen Betriebsunfall auch Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg gefährdet ist. Bisher bezieht Polen seinen Strom zu 85 Prozent aus Kohlekraft. Dieser hohe Anteil soll durch einen Mix aus Atomenergie und erneuerbarer Energie, bis 2030 auf 51 Prozent gesenkt werden. Außerdem will sich die Regierung aus der Abhängigkeit von russischen Gasimporten lösen. Das ist, nach Ansicht der Politik, nicht allein mit der Umstellung auf erneuerbare Energie zu schaffen, weshalb der Einstieg in die Kernenergienutzung als letzte Option betrachtet wird. Doch auch in Polen sind Atomkraftwerke umstritten. Zwar gaben bei einer kürzlich durchgeführten Befragung 50 Prozent der Menschen an, Atomkraftwerke in Polen zu befürworten, doch 63 Prozent lehnten gleichzeitig den Bau in ihrer direkten Umgebung ab. Jetzt will die Regierung die „nicht ausreichende gesellschaftliche Akzeptanz“ im Land durch diverse Werbemaßnahmen verbessern.