Caritas mit Pflege aus Polen

Die katholische Caritas plant, ab Mai wenn die EU-Freizügigkeitsregelung greift, Frauen aus Polen als Hilfskräfte für Pflegebedürftige einzustellen. Ein spezielle Ausbildung als Pfleger brauchen diese Frauen nicht, da sie offiziell nur als Haushaltshilfen angestellt werden. Dem widerspricht allerdings der veröffentlichte Plan, dass sie für eine 24-Stunden-Betreuung engagiert werden sollen. Nachts muss weder eingekauft, noch geputzt werden. Die geplante Einstellung ist also nichts anderes als der Versuch, Billigkräfte für die Pflege einzusetzen, um die Kosten für qualifizierte Arbeitsplätze zu sparen. Caritas-Referent Manfred Bockhorst weist alle Vorwürfe über eine zu schlechte Bezahlung der polnischen Frauen zurück: „Die Tarife sind mit dem Deutschen Hausfrauenbund und der Gewerkschaft Nahrung und Gaststätten ausgehandelt worden.“ Nach Abzug der Steuern und Sozialabgaben, bleiben den Arbeitskräften 1000 Euro netto – für eine Rund-um-Betreuung. Bockhorst verteidigt dies mit dem aktuellen Pflegenotstand und der schon jetzt gängigen Schwarzarbeit in dem Bereich: „Es gibt bereits zahlreiche polnische Frauen in Deutschland, die in halb legalen Arbeitsverhältnissen alte Menschen zu Hause pflegen“. Sprecher Frerk Hinrichs, von der evangelischen Diakonie im Oldenburger Land, ist über die Pläne der katholischen Trägereinrichtungen besorgt. Vor allem demente Menschen sind oft Nachts sehr aktiv „Da ist es egal, ob zuvor feste freie Zeiten ausgehandelt wurden. Dann müssen die Hilfskräfte ran.“ Und diesen Hilfskräften, wird in Zukunft das nötige Wissen fehlen, um das Richtige zu tun. Das ist kein Problem, dass auf die geplante Freizügigkeit innerhalb der EU zurück zu führen ist. In den vergangenen Jahren gab es schon viele Vorstöße, um die vorhandenen Betreuungsrichtlinien aufzuweichen. Kirchliche Einrichtungen zahlten schon immer wesentlich schlechter, als staatliche Krankenhäuser und Pflegestellen. Jetzt hat die Kirche einen weiteren Hebel gefunden, um Kosten zu sparen – zu Lasten der Pflegebedürftigen. Liebe deinen Nächsten wie dich selbst?

Ein Gedanke zu „Caritas mit Pflege aus Polen“

  1. Die letzten beiden Sätze sind leider völlig falsch. Kirchliche Einrichtungen zahlen nach kirchlichem Arbeitsrecht bis zu 20% über den Tarifen, die Gewerkschaften bei Anderen für ausreichend befunden haben.

    Da Pflegekassen und Kommunen Altenheimen in Niedersachsen oft nur zu geringe Pflegesätze gestatten, entsteht bei Altenheimen eine Differenz zwischen Einnahmen und Ausgaben. Eine Zeit lang können kirchlich-diakonische Einrichtungen das durch Sparsamkeit bei den Sachkosten und Optimierungen ausgleichen. Mehrere Jahre aber geht das nicht. 80 % der Kosten in der Pflege sind Personalkosten.

    Einrichtungen können dem staatlich verordneten Spardiktat nur begrenzte Zeit Stand halten. Spätestens, wenn Einrichtungen unter diesem Druck in die Insolvenz geraten, müssen sie mit den Mitarbeitern Veränderungen an den Arbeitsverträgen vereinbaren. Damit die Arbeitsplätze erhalten bleiben und gute Pflege weitergehen kann. In Oldenburg und Delmenhorst stellen sich die Mitarbeitenden dreier Altenheime auch nach einer Insolvenz deutlich besser als Kollegen bei privaten Häusern. Denn wir haben die Verantwortung für die Pflegebedürftigen und für unsere Mitarbeitenden. Beide nehmen wir sehr Ernst!

    Diakonie steht für qualitativ hochwertige Pflege zu Hause oder in Heim. Das zeigen die Untersuchungsberichte des Medizinischen Dienstes der Kassen. Alle (!) Seniorenheime der Diakonie und alle Pflegedienste der Diakonie im Oldenburger Land haben überdurchschnittlich mit sehr guten Noten abgeschnitten. Auch weil viele der Mitarbeitenden dieser kirchlichen Einrichtungen seit Jahren dabei sind und im gemeinsamen Qualitätsverbund an der ständigen Verbesserung ihrer Dienste arbeiten.

    Wenn der Umfang an Pflege und Betreuung zu Hause durch Angehörige und Pflegedienste nicht mehr zu gewährleisten ist, sollte das Für und Wider eines Umzuges in ein Seniorenheim in Ruhe bedacht werden. Dort steht ausreichend Personal zur Verfügung, das im Schichtdienst Rund-um-die-Uhr-Betreuung auf hohem fachlichen Niveau garantieren kann. Das sollte Angehörigen die Pflege ihrer Verwandten Wert sein!

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