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Schächtverbot problematisch für deutsche Juden

Die von der polnischen Regierung getroffene Entscheidung, das Schächten ohne vorherige Betäubung zu verbieten, hat nicht nur in Polen hohe Wellen geschlagen. Auch die Nachbarländer sind davon betroffen. So darf in Berlin schon seit einigen Jahren nicht mehr geschächtet werden, weshalb die davon betroffenen orthodoxen Juden sich ihr koscheres Fleisch aus dem Ausland kommen lassen müssen. Polen war bisher ein Hauptlieferant für Juden und Muslime in Deutschland. Zwar kann koscheres Fleisch auch aus Frankreich bezogen werden, doch dort ist die Herstellung wesentlich teurer und natürlich ist ungewiss, wie lange dort das Schächten noch erlaubt sein wird, wenn immer mehr Länder ein diesbezügliches Verbot einbringen. Importe aus Israel blieben eine letzte Alternative, jedoch sind aufgrund hoher Transportkosten die importierten Waren nochmal um einiges teurer und auch die bürokratischen Hürden dafür wären enorm. Die jüdische Religion verbietet den Verzehr von Blut, da darin die Seele wohnen soll. Deshalb gilt Fleisch erst dann als koscher (hebräisch für ‚rein‘, oder ‚tauglich‘), wenn das Tier, von dem es stammt, ohne Betäubung mit einem Kehlschnitt getötet und komplett ausgeblutet wurde.

Sejm verbietet Schächten

Zum Entsetzen der in Polen lebenden Juden hat der Sejm jetzt mit einer großen Mehrheit das Schächten von Tieren verboten. Ein Sprecher des israelischen Außenministeriums nahm die Entscheidung Polens als „offenen Anschlag auf die religiöse Tradition der Juden“ auf. Auch der polnische Oberrabbiner kritisierte die Entscheidung und forderte dessen Rücknahme. Das dies geschieht ist jedoch unwahrscheinlich. Seit Jahren kritisieren Tierschutzorganisationen das Schächten. Dieses füge den Tieren unnötige Schmerzen zu und sollte deshalb, als Tierquälerei verboten werden. Nach dem das neue Tierschutzgesetz rechtskräftig wurde, hat das Verfassungsgericht dem zugestimmt. Der Versuch der Regierung, das Schächt-Verbot noch durch ein Sondergesetz zu erlauben, scheiterte am Stimmverhalten der konservativen Oppositionspartei PiS, die fast einstimmig gegen das Sondergesetz votierte. Oberrabiner Michael Schudrich betonte die gemeinsamen jüdischen und polnischen Wurzeln und warnte davor, dass ein Verbot des Schächtens „die Rückkehr jüdischen Lebens nach Polen ernsthaft infrage“ stelle. Allerdings ist schächten auch in anderen Ländern, wie beispielsweise Deutschland verboten, ohne das dadurch das jüdische Leben zerstört wurde.

Exorzismus in Polen?

Der Bischof des Bistums Warschau/Prag ist wegen einer arg umstrittenen Veranstaltung in Erklärungsnot geraten. Er trägt die Verantwortung für die Organisation einer Massenpredigt im Warschauer Nationalstadion, die selbst vielen treuen Kirchenmitgliedern suspekt war. Die Veranstaltung präsentierte einen selbsternannten Exorzisten aus Uganda, Jean-Baptiste Bashobora. Er predigte auf einer Tribüne auf der ein herzförmiger Altar und ein 15 Meter hohes Kreuz aufgebaut war und versprach allen kranken und verzweifelten Menschen Linderung. Jean-Baptiste Bashobora bezeichnet sich selbst als Teufelsaustreiber und wirbt damit, dass er schon vielen Menschen eine endgültige Heilung ihrer verschiedenen körperlichen und spirituellen Leiden verschaffen konnte. Dem Aufruf zum Massengebet folgten auch zahlreiche Behinderte, die in einer „Spezialzone“ von „Hilfs-Exorzisten“ „betreut“ wurden. Wer diese Hilfs-Exorzisten sind oder welche Ausbildung sie qualifiziert, wurde nicht näher erläutert. 54.000 Menschen nahmen an der dubiosen Veranstaltung teil.

Debatte über Öffnungszeiten – Fällt der Sonntag?

In Polen haben viele Geschäfte auch Sonntags geöffnet. Das ist für die meisten Polen sehr angenehm, können sie doch am Wochenende in Ruhe mit der Familie einkaufen gehen. Davon profitieren auch deutsche Grenzbewohner, die gern Sonntags zum einkaufen nach Polen fahren. Wenn es nach der Katholischen Kirche und ihre politischen Vertreter geht, könnte dies jedoch bald der Vergangenheit angehören. So hat eine Gruppe stark religiöser Abgeordneter jetzt eine Gesetzesinitiative gestartet, durch welches der Handel am Sonntag verboten werden soll. Als Argument wird angeführt, dass die Sonntagsarbeit das Familienleben zerstören würde und außerdem gegen das biblische Gebot, den Feiertag zu heiligen, verstößt. Polnische Wirtschaftsverbände und Kleinunternehmer im Verkauf, sträuben sich gegen die Forderung. So warnte die Direktorin des Rates polnischer Handelszentren, Anna Szemaja Kroplewska, vor zu erwartenden hohen Gewinneinbußen: „Aus unseren Zahlen geht hervor, dass das zu Umsatzeinbußen von 10 Prozent, bei einigen Firmen sogar bis 25 Prozent führen könnte“. Auch der liberalkonservative Regierungschef, Donald Tusk, hat kein Interesse an einer Änderung des derzeitigen Zustands: „Es ist Heuchelei, wenn in der heutigen Zeit davon die Rede ist, dass der Sonntag ein arbeitsfreier Tag für alle ist“, erklärt er in einem Interview, mit dem Hinweis auf viele andere Arbeitsplätze, die auch Sonntags besetzt sein müssen. Die neu gegründete „Palikot-Bewegung“ verweist zudem darauf, dass katholische Gruppierungen die Forderungen ihrer Weltanschauung nicht allen anderen Menschen aufzwingen dürfen.

Deregulierung für Berufe in Polen

Zukünftig dürfen einige Berufsgruppen in Polen auch ohne die bisher verlangten Qualifikationsnachweise arbeiten. Diese Deregulierung soll Arbeitslosen helfen, schneller wieder ins Berufsleben einzusteigen. Die Deregulierung des Berufszuganges betrifft insgesamt 250 Berufe, beispielsweise Feuerwehrmänner, Taxifahrer, Immobilienmakler, Übersetzer oder Fremdenführer. Für einige Berufe sollen die Zulassungsbedingungen gelockert, für andere komplett beseitigt werden. Die neue Regelung wurde bereits für die ersten 51 Berufe im Sejm bestätigt und muss nur noch vom Präsident unterschrieben werden. Erschwert wird das Projekt durch die berufsständigen Organisationen, die von den oft sehr umfangreichen Ausbildungsmodulen und langen Lehrgängen profitieren und teilweise über großen politischen Einfluss verfügen. Sie argumentieren mit der Qualitätssicherung der Dienstleistungen, die durch die verringerten Zulassungsbedingungen leiden würden.