KZ-Vergangenheit: Eklat um Rede von Obama

Bei der Ehrung des polnischen Widerstandskämpfers Jan Karski, der als Kurier der polnischen Untergrundbewegung während der Nazizeit agierte, ist dem US-amerikanischen Präsidenten, Barack Obama, ein übler Fauxpas unterlaufen. Er sprach in dem Zusammenhang von „polnischen Todeslagern“, womit er die Konzentrationslager und den Holocaust indirekt Polen zuordnete. Daraufhin gab es empörte Protest seitens der polnischen Regierung. Der ehemalige Außenminister Polens, Adam Rotfeld, erwartete eine Entschuldigung und Klarstellung der US-Regierung. „Das waren unglückliche Worte, aber keine Absicht“, bemühte sich sein früherer amerikanischer Amtskollege, Zbigniew Brzezinski, der selbst polnischer Abstammung ist, um eine rasche Beschwichtigung. Der polnische Justizminister, Jaroslaw Gowin, gab dem früheren Außenminister jedoch recht. Er kritisierte die Unachtsamkeit des US-Präsidenten und verteidigte die notwendige Richtigstellung durch seine Regierung: „Wenn wir zulassen, dass der wichtigste Politiker der Welt an völlig falschen Stereotypen festhält, … dann kann das heißen, dass es in einigen Jahrzehnten heißt, für den Holocaust seien die Polen verantwortlich und nicht die Deutschen.“

EM 2012: Kritik an Rassismus-Behauptung

In einer kürzlich ausgestrahlten BBC-Reportage, empfahl der ehemalige englische Nationalspieler Sol Campbell den britischen Fußballfans, lieber nicht nach Polen oder in die Ukraine zur anstehenden Fußball-EM zu fahren. Seiner Meinung nach wäre Rassismus und Gewalt unter den Fans in beiden Ländern an der Tagesordnung. Campbell: „Bleiben Sie zu Hause, sehen Sie sich die Spiele im Fernsehen an. Riskieren Sie nichts, sonst könnten Sie am Ende in einem Sarg zurückkommen“. Das polnische EM-Organisationsteam verurteilte den Bericht als unfair und falsch. Dies hätte „nichts mit der Realität zu tun“. Zwar gäbe es Rassismus und Fremdenfeindlichkeit bei Fußballspielen, diese jedoch seien kein typisch polnisches, sondern ein europäisches Problem. Auch Premierminister Donald Tusk widersprach der einseitigen Darstellung, eine Reise nach Polen sei gefährlich. Die EM beginnt in einer Woche mit dem Spiel Polen gegen Griechenland in der polnischen Hauptstadt Warschau.

PiS fordert Verlegung des EM-Finales nach Polen

Aufgrund der vermuteten Misshandlungen der in der Ukraine inhaftierten Oppositionspolitikerin, Julia Timoschenko, hat jetzt der Chef der polnischen Oppositionspartei PiS, die kurzfristige Verlegung des für die Ukraine geplanten Finales der Fußball-Europameisterschaft nach Polen gefordert. In seinem persönlichen Blog forderte der Chef der nationalkonservativen Partei Recht und Gerechtigkeit (PiS), Jaroslaw Kaczynski, dass „wenigstens das Finalspiel“ nach Warschau verlegt werden sollte. Er kritisierte die in der Ukraine stattfindenden Verletzungen gegen die Menschenrechte und verwies auf eine angeblich wachsende Abhängigkeit des Landes von Russland. Letzteres ist allerdings beständig ein rotes Tuch für den PiS-Chef, der bei jeder sich bietenden Gelegenheit auch die polnischen Beziehungen zu Russland zu torpedieren versucht. Die gemeinsam von Polen und der Ukraine organisierten EM-Spiele sollen am 1. Juli mit dem Finale in der ukrainischen Hauptstadt Kiew ihren Höhepunkt finden. Die polnische Regierung hatte sich erst in der vergangenen Woche gegen ein Boykott der Fußball-EM in der Ukraine ausgesprochen.

Demonstration gegen Lizenzentzug von Trwam

In der polnischen Hauptstadt Warschau haben am vergangenen Samstag circa 15.000 Menschen gegen die Abschaltung eines katholischen Fernsehsenders demonstriert. Dem Sender „Trwam“ war durch die Behörden die Lizenz für die weitere digitale Ausstrahlung entzogen worden. Daraufhin organisierte die Partei für Recht und Gerechtigkeit (PiS), unter Führung von Jaroslaw Kaczynski, eine Kundgebung. Sie bezeichnete den Entzug der Lizenz als einen massiven Angriff der Regierung auf die Meinungsfreiheit und den Versuch, konservative Ansichten, wie sie von der PiS vertreten werden, zu unterdrücken. Außerdem kritisierten die Mitglieder der Partei, dass der amtierende Ministerpräsident, Donald Tusk, versuchen würde den Einfluss der katholischen Kirche zu beschränken.

Polen gegen Boykott der Ukraine

Die polnische Regierung hat jetzt ihr Schweigen gebrochen und sich gegen einen Boykott der EM-Spiele in der Ukraine ausgesprochen. Der polnische Präsident, Bronislaw Komorowski, gab bei einem Interview am Mittwoch zu bedenken, dass ein solcher Boykott die Ukraine in „die Arme Russlands zurücktreiben“ würde. Komorowski: „Die EM ist nicht das Eigentum von diesem oder jenem Politiker. Sie ist eine Chance für die Ukraine, sich selbst von ihrer besten Seite zu zeigen. Wir fühlen, dass sich die Ukraine irgendwo zwischen der Wahl einer Integration in die westliche Welt oder der Chance zur Teilhabe an einer von Russland angebotenen Zollunion befindet.“ Deshalb befürwortet Polen eine andere Lösung des Konflikts, der durch die, von den meisten westlichen Politikern als unrechtmäßig betrachtete, Inhaftierung der Oppositionspolitikerin Julia Timoschenko ausgelöst wurde. Auch in Deutschland haben sich in den letzten Tagen Politiker aller Parteien für einen Boykott der Fußballspiele in der Ukraine ausgesprochen.