EM 2012: Kritik an Rassismus-Behauptung

In einer kürzlich ausgestrahlten BBC-Reportage, empfahl der ehemalige englische Nationalspieler Sol Campbell den britischen Fußballfans, lieber nicht nach Polen oder in die Ukraine zur anstehenden Fußball-EM zu fahren. Seiner Meinung nach wäre Rassismus und Gewalt unter den Fans in beiden Ländern an der Tagesordnung. Campbell: „Bleiben Sie zu Hause, sehen Sie sich die Spiele im Fernsehen an. Riskieren Sie nichts, sonst könnten Sie am Ende in einem Sarg zurückkommen“. Das polnische EM-Organisationsteam verurteilte den Bericht als unfair und falsch. Dies hätte „nichts mit der Realität zu tun“. Zwar gäbe es Rassismus und Fremdenfeindlichkeit bei Fußballspielen, diese jedoch seien kein typisch polnisches, sondern ein europäisches Problem. Auch Premierminister Donald Tusk widersprach der einseitigen Darstellung, eine Reise nach Polen sei gefährlich. Die EM beginnt in einer Woche mit dem Spiel Polen gegen Griechenland in der polnischen Hauptstadt Warschau.

PiS fordert Verlegung des EM-Finales nach Polen

Aufgrund der vermuteten Misshandlungen der in der Ukraine inhaftierten Oppositionspolitikerin, Julia Timoschenko, hat jetzt der Chef der polnischen Oppositionspartei PiS, die kurzfristige Verlegung des für die Ukraine geplanten Finales der Fußball-Europameisterschaft nach Polen gefordert. In seinem persönlichen Blog forderte der Chef der nationalkonservativen Partei Recht und Gerechtigkeit (PiS), Jaroslaw Kaczynski, dass „wenigstens das Finalspiel“ nach Warschau verlegt werden sollte. Er kritisierte die in der Ukraine stattfindenden Verletzungen gegen die Menschenrechte und verwies auf eine angeblich wachsende Abhängigkeit des Landes von Russland. Letzteres ist allerdings beständig ein rotes Tuch für den PiS-Chef, der bei jeder sich bietenden Gelegenheit auch die polnischen Beziehungen zu Russland zu torpedieren versucht. Die gemeinsam von Polen und der Ukraine organisierten EM-Spiele sollen am 1. Juli mit dem Finale in der ukrainischen Hauptstadt Kiew ihren Höhepunkt finden. Die polnische Regierung hatte sich erst in der vergangenen Woche gegen ein Boykott der Fußball-EM in der Ukraine ausgesprochen.

Polen gegen Boykott der Ukraine

Die polnische Regierung hat jetzt ihr Schweigen gebrochen und sich gegen einen Boykott der EM-Spiele in der Ukraine ausgesprochen. Der polnische Präsident, Bronislaw Komorowski, gab bei einem Interview am Mittwoch zu bedenken, dass ein solcher Boykott die Ukraine in „die Arme Russlands zurücktreiben“ würde. Komorowski: „Die EM ist nicht das Eigentum von diesem oder jenem Politiker. Sie ist eine Chance für die Ukraine, sich selbst von ihrer besten Seite zu zeigen. Wir fühlen, dass sich die Ukraine irgendwo zwischen der Wahl einer Integration in die westliche Welt oder der Chance zur Teilhabe an einer von Russland angebotenen Zollunion befindet.“ Deshalb befürwortet Polen eine andere Lösung des Konflikts, der durch die, von den meisten westlichen Politikern als unrechtmäßig betrachtete, Inhaftierung der Oppositionspolitikerin Julia Timoschenko ausgelöst wurde. Auch in Deutschland haben sich in den letzten Tagen Politiker aller Parteien für einen Boykott der Fußballspiele in der Ukraine ausgesprochen.

Deutsch-Polnische Medientage in Schwerin

Vom 14. bis zum 16. Mai finden in der Mecklenburgischen Landeshauptstadt Schwerin bereits zum fünften mal die Deutsch-Polnischen Medientage statt. Diesmal stehen sie im Zeichen der Fußball-EM, die in diesem Jahr gemeinsam von Polen und der Ukraine ausgerichtet wird. Zur Eröffnung der Medientage werden Sportjournalisten aus Deutschland und Polen, wie beispielsweise Gerhard Delling vom ARD und sein polnischer Kollege Piotr Sobczynski über die Probleme und Vorteile diskutieren, die eine Europameisterschaft für das Gastgeberland mit sich bringt. Darüber hinaus wird natürlich die Eurokrise und die Staatsverschuldungen von Deutschland und Polen ein wichtiges Thema der Debatten sein. Dafür werden unter anderem der polnische Finanzminister Leszek Balcerowicz und der Finanzstaatssekretär des Bundes, Steffen Kampeter, als Gesprächspartner zur Verfügung stehen. Höhepunkt der Medientage ist die Verleihung des Deutsch-Polnischen Journalistenpreises. Dieser wird am 15. Mai in den Kategorien TV, Hörfunk und Printmedien verliehen. 154 Nominierungen aus Polen und Deutschland gingen bei der Jury dafür ein.

EM-Tickets fast ausverkauft

Die Gastgeberländer der Fußball-EM, Polen und die Ukraine, können mit dem Kartenvorverkauf vollauf zufrieden sein. Bereits 95 Prozent aller 1,4 Millionen Tickets wurden verkauft. „In Polen sind alle Tickets weg, in der Ukraine haben wir noch 50.000 Stück“, erklärt der Leiter des UEFA-Kartenverkaufs, Pedro Correia. Das überhaupt noch Karten übrig sind liegt daran, dass nicht alle nationalen Verbände ihre Kontingende ausschöpfen konnten. Correia: „Dafür gibt es verschiedene Gründe, zum Beispiel die finanzielle Situation in Europa, die Reisekosten oder die Unterkunftspreise“. Sorgen darüber, ob die letzten Karten noch verkauft werden können, machen sich die Veranstalter allerdings nicht. Auch bei der letzten Europameisterschaft vor vier Jahren, wurde ein Großteil der Tickets erst kurz vor den Spielen verkauft. Viele Fans, die für mehrere Tage in den Spielorten bleiben um sich dort die Fanmeile und die Stadt anzusehen, hoffen auf eine solche Chance auf ein weiteres Ticket.