Bisher waren es vor allem Westeuropäer die um ihre Arbeit und die Höhe ihrer Löhne fürchteten, da jahrelang polnische Arbeitskräfte in ganz Europa als „konkurrenzlos billig“ eingesetzt wurden. Mit dem wirtschaftlichen Aufschwung in Polen hat sich die Situation geändert. Zwar arbeiten noch immer viele Polen zeitweise im Ausland, doch die Branchen in denen sich das für die Arbeiter lohnt, werden weniger. Statt dessen ist inzwischen Polen selbst zu einem Land geworden, dass für Arbeiter aus anderen Ländern mit niedrigerem Lohnniveau interessant geworden ist. Jetzt hat die chinesische Baufirma Overseas Engineering Group (Covec) einen Großauftrag für den Bau der neuen Autobahn nach Warschau bekommen, weil der Baukonzern die geringsten Lohnkosten hat und damit der günstigste Anbieter war. Der Vorsitzende des Verbands der Straßenbauer, Wojciech Milusi, wirft dem chinesischen Unternehmen Dumping vor. Milusi: „Sie werden ganz bestimmt Geld verlieren bei der Sache. Sie machen es, um gute Referenzen zu haben für andere Baustellen in der EU. Und da es eine staatlich kontrollierte Firma ist, werden die Verluste vom chinesischen Staat aufgefangen.“ Ein Pressesprecher von Covec verweist im Hinblick auf den Vorwurf lediglich auf einen „eigenen Management-Stil“. Dieser beruht allerdings allein auf einer extremen Ausbeutung der chinesischen Arbeiter. Sie sind in Schlafsälen mit Etagenbetten untergebracht und arbeiten zwölf Stunden pro Tag, sieben Tage die Woche und das auch während der Wintermonate, in denen normalerweise der Straßenbau wegen der schlechten Arbeitsbedingungen pausiert. Es wäre Aufgabe der polnischen Regierung zu verhindern, dass auf polnischem Boden Arbeiter, egal welcher Nationalität, unter diesen Bedingungen arbeiten müssen.
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Internet – Polnsiche Regierung zugleich Vorbild und Abschreckung
Der polnische Premierminister Donald Tusk hat auf einem Treffen mit Internet-Unternehmern und bekannten Bloggern angekündigt, dass Polen plant in den Bereichen „Open Data“ und „Open Gouvernment“ Vorbildwirkend zu agieren. Die Regierung will dafür sorgen, dass so viel Daten wie möglich im Internet veröffentlicht werden können. Tusk: „Das, was mit öffentlichen Mitteln finanziert wurde kommt in die Public Domain und kann von jedem so genutzt werden, wie er es will“. Einschränkungen müssten aber vor allem zum Schutz der Privatsphäre der Bürger, aber auch bei geheimdienstlichen und militärischen Informationen auch zukünftig möglich sein. Diesen Bereich wird laut Donald Tusk, aber stark eingegrenzt werden. Außerdem will die polnische Regierung nicht nur für die Offenlegung der meisten Daten sorgen, sie will die Daten auch derart bereit stellen, dass sie leicht weiter verarbeitet und für verschiedene Zwecke aufbereitet werden können. Damit käme die Regierung den Forderungen nach, dass die Daten aller steuerfinanzierten staatlichen Stellen für die Bürger nachvollziehbar ist. Gleichzeitig erarbeitet die Regierung Polens derzeit eine Gesetzesänderung, die auch ein Verzeichnis von Webseiten ermöglicht, die von den Internetprovidern zu sperren sind. Außerdem sollen die Provider gezwungen werden, detailliert Nutzerdaten zu speichern, um sie auf Verlangen an Ermittlerbehörden weiter geben zu können. Dies soll nicht nur für illegale Geldgeschäfte, sondern auch zur Bekämpfung der Spielsucht von Behörden genutzt werden können. Damit greift die Regierung tief in das Recht des Einzelnen ein.
Forschungsprojekt Globalisierung
Durch den Beitritt Polens zur EU und der damit verbundenen Öffnung des Arbeitsmarkts, ändern sich für alle europäischen Länder auch die sozialen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen. Jetzt hat die Deutsch-Polnische Wissenschaftsstiftung der Fachhochschule des Mittelstandes einen Forschungsauftrag erteilt. Darin soll untersucht werden, inwieweit die Globalisierung sich auf das Unternehmertum in Deutschland und Polen auswirkt. Prof. Dr. Patrick Lentz ist der wissenschaftliche Leiter des Projektes: „Im Fokus der wissenschaftlichen Untersuchung stehen existierende Unternehmerpersönlichkeiten und -kompetenzen in beiden Ländern. Ferner betrachten wir auch potentielle Existenzgründer, beispielsweise Studierende an der FHM und an der Universität in Olsztyn, die sich bereits jetzt Gedanken über die eigene Selbstständigkeit machen.“ Professor Dr. Roman Kisiel, der an der polnischen Universität von Olsztyn lehr, sieht etliche Unterschiede zwischen der Wirtschaftsstruktur Polens und Deutschlands. “ Die Ausganssituation in beiden Ländern differiert stark. Während die deutsche Wirtschaft traditionell durch kleine und mittelständische Unternehmen geprägt ist, hat Polen den Übergang von der Plan- zur Marktwirtschaft erst 1989 initiiert und inzwischen erfolgreich vollzogen. Es wird interessant, Gemeinsamkeiten und Unterschiede der unternehmerische Kompetenzen in beiden Ländern zu entdecken und diese durch die Phänomene unserer Zeit erklären zu können.“
Jablonovianna-Preis in Warschau verliehen
Alle zwei Jahre werden von der „Societas Jablonovianna“ Forscher und Wissenschaftler aus Polen und Deutschland ausgezeichnet. Durch die Stiftung des Jablonowski-Preises, soll der wissenschaftliche Dialog zwischen Deutschland und Polen gefördert werden. In diesem Jahr wird der Pole Piotr Buras mit dem Jablonowski-Preis ausgezeichnet. Buras ist Politiloge und Journalist, der zahlreiche Artikel über die deutsche Kultur in den Medien Deutschlands und Polens, sowie das Buch: „Polens Weg: Von der Wende bis zum EU-Beitritt“, veröffentlicht hat. Gegründet wurde die Societas Jablonoviana (offiziel: Fürstlich Jablonowskische Gesellschaft der Wissenschaften zu Leipzig) Ende des 18. Jh. an der Leipziger Universität, durch den polnischen Fürsten Józef Aleksander Jabłonowski (1711-1777), der zeitlebens ein Förderer der Wissenschaften war. In diesem Jahr wird der Preis zum ersten Mal in Polen, am Deutschen Historischen Institut in Warschau verliehen. Verbunden mit der Preisverleihung ist eine Tagung über das Thema „Deutsch-polnische Wissenskulturen und Wissenschaftsbeziehungen“. Vom 27. bis 29. Mai wird über die wechselseitige Beziehung der Wissenschaftskontakte beider Länder und deren Einfluss auf die verschiedenen untersuchten Disziplinen referiert und debattiert.
Marek Belka gegen sofortigen Beitritt Polens zur Euro-Zone
Wegen der aktuellen Euro-Krise, plant die polnische Regierung momentan nicht, der Euro-Zone beizutreten, wie der Präsident der polnischen Zentralbank, Marek Belka, bekannt gab. Auch die Bevölkerung Polens steht einem solchen Beitritt derzeit eher skeptisch gegenüber. „Solange Griechenland eine offene Wunde in der Währungsunion bleibt, ist der Euro nicht so attraktiv, wie er einmal war oder wie er möglicherweise künftig wieder sein wird“. Allerdings lässt auch Belka keinen Zweifel daran, dass es sich dabei nur um eine vorübergehende Verzögerung handelt. Langfristig ist es für Polen aufgrund der größeren Wechselkursschwankungen zu teuer, eine eigene Währung zu halten. Dies wirkt sich vor allem negativ auf die kleinen und mittelständischen Firmen aus. Wann jedoch ein Beitritt zur EU-Zone für Polen sinnvoll wäre, lässt der Zentralbankpräsident offen. Ohnehin muss die polnische Regierung bis dahin ihr Haushaltsdefizit verringern. Dies liegt aktuell bei acht Prozent, womit Polen die geforderten Bedingungen für einen Beitritt nicht erfüllt. Unabhängig davon muss Polen nach Ansicht von Marek Belka, abwarten bis sich die finanzielle Lage in Europa stabilisiert hat.